MS, Kortison, Augendruck und Glaukom (grüner Star)
Neben den bekannten Langzeitnebenwirkungen von Kortison wie z.B. Cushing-Syndrom, arterieller Hochdruck,
Steroiddiabetes, Steroidosteoporose, Hautveränderungen, psychischenVeränderungen und erhöhtem Infektrisiko
können leider auch die Augen betroffen sein. Weil diese Nebenwirkung leider nicht so bekannt ist, aber den
Lebensstandard stark reduzieren kann, widme ich ihr eine eigene Seite.
Man weiß, dass die MS in mehr als der Hälfte der Fälle mit einer Sehnervenentzündung beginnt und ebenso, dass
Schübe mit Kortison behandelt werden können. Kortison hat aber nicht nur eine entzündungshemmende Wirkung,
weshalb es ja auch verabreicht wird, sondern auch etliche, oben beschriebene Nebenwirkungen. Eine davon, und sie
kann den Patienten schwer beeinträchtigen, ist ein Anstieg des Augendruckes. Wenn dieser über einen bestimmten
Wert ansteigt, kann er die Netzhaut schädigen und sich ein Glaukom (grüner Star) ausbilden. Es tritt dann der Fall
ein, dass zwei Krankheiten (nämlich die MS und das Glaukom) um den Schaden an Sehnerv und Netzhaut
konkurrieren. Es ist dann nur mehr schwer (oder gar nicht) festzustellen, warum der Patient schlecht sieht und, vor
allem, er hätte auch nichts mehr davon.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass ein MS-Patient, der regelmäßig Kortison erhält, auch regelmäßig
seinen Augendruck kontrollieren lässt. Denn ist dieser zu hoch, kann man ihn durch Augentropfen einfach
auf Normalwerte senken - und erspart damit dem Patienten das Erblinden! Das gilt natürlich für alle Patienten
(z.B. mit Autoimmunerkrankungen), die regelmäßig Kortison erhalten.
Sprechen Sie Ihren Neurologen darauf an, und lassen Sie sich gegebenenfalls regelmäßig Ihren Augendruck beim
Augenarzt kontrollieren.
24. 10. 2011; PubMed.gov; Risk of cataract and glaucoma in patients with multiple sclerosis.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22025330
„Conclusion: This is the first study which showed that the risk of cataract and glaucoma is elevated in MS
patients younger than 50 years, particularly men.“
2. 11. 2011; MSlife; Augenuntersuchungen verbessern Früherkennung von Multipler Sklerose und Alzheimer
http://www.ms-life.de/mslife/ms_-_nachrichten/news_-_archiv/content-
171506.html;jsessionid=4C6456010499C7162D4AC64681737759
24. 9. 2013; Apotheken Umschau; Kortison – so schlecht wie sein Ruf?
http://www.apotheken-umschau.de/Medikamente/Kortison--so-schlecht-wie-sein-Ruf-256959.html
Ergänzung an 19. 3. 2014 - Ein Hinweis zur Kortison-Dosierung
Schon bald nach der Diagnosestellung MS wollte ich die optimale Kortison-Dosis zur Behandlung eines MS-Schubes
von mir herauszufinden. Immerhin erhielt ich zu Beginn bei 32 Schüben diese Therapie. Nachdem ich selbst vom
Fach bin und mir mein damaliger Arzt ohnehin die Menge Kortison nach der von mir geschilderten Symptomatik
verordnete, einigten wir uns einvernehmlich darauf, dass ich ihn bei einem Schub anrief und mir die Infusion bei
meinem Hausarzt verabreichen ließ oder dies selbst tat. Ich ließ mir immer die entsprechende Menge verabreichen
oder tat dies eben selbst, bis die Symptome verschwunden waren. Ich notierte alles, wie ich es in meiner Spitalszeit
gelernt hatte, ganz genau. Bald fiel mir ein Zusammenhang zwischen der verabreichten Gesamtmenge des
gegebenen Kortisons und dem nachfolgenden schubfreiem Intervall auf. Natürlich bemerkte ich die Diskrepanz
zwischen den üblicherweise verabreichten 3 oder 5 Tage dauernden Behandlung mit 500 mg bzw. 1000 mg Kortison
und der bei mir am besten wirksamen von 2 Tagen mit 1000 mg auf, siehe nachstehendes Diagramm (x-Achse =
Tage Kortison, y-Achse = Menge verabreichtes Kortison (Prednisolon-21-hydrogensuccinat) in Gramm).
Um Missverständnissen vorzubeugen – Ich behaupte nicht, dass dies bei allen Patienten so ist, die eine solche
Therapie erhalten, ich sage nur, dass es bei mir so war und es meiner Meinung nach auch bei anderen Patienten wert
wäre, es in seinem Interesse die optimale Dosierung zu finden.
Ich erlaube mir, wie dies auch im Beipacktext vermerkt steht, aus eigener Erfahrung darauf hinzuweisen, dass
Kortison den Augendruck erhöhen und zu einem Glaukom (grüner Star) führen kann. Nachdem es für den Patienten
egal ist, ob sein Sehvermögen aufgrund einer Optikus-Neuritis (Sehnerv-Entzündung) abgenommen hat oder wegen
eines Glaukoms, wäre eine verpflichtende Augendruckkontrolle bei Kortison-Patienten sicherlich empfehlenswert.
Wären nicht etliche meiner MS-Bekannten an Glaukom erkrankt, würde ich mir nicht erlauben, darauf hinzuweisen.
Bei keinem von ihnen wurde im Laufe seiner “Karriere” einer Augendruckkontrolle durchgeführt. Und erhöhter
Augendruck ist so einfach mit Augentropfen zu behandeln.
Eine Alternative zu Kortison im Schub ist das Verabreichen von Cyclophospamid.
Sprechen Sie bitte Ihren Neurologen darauf an, und lassen Sie sich gegebenenfalls regelmäßig Ihren Augendruck
beim Augenarzt kontrollieren.
16. 5. 2014; PubMed.hov; The current role of mitoxantrone in the treatment of multiple sclerosis.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24834466
„Considering its efficacy and the potential risks, mitoxantrone use is limited to active patients after a careful,
individualized evaluation of the risk/benefit balance.“
11. 6. 2014; Aktiv mit MS; Kortison in der Schubbehandlung: Tabletten nicht schlechter als Infusionen
http://www.aktiv-mit-ms.de/ms-news/ms-ticker/detail/artikel/kortison-in-der-schubbehandlung-tabletten-nicht-
schlechter-als-infusionen/
“Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.”
Bertolt Brecht